Es klappert die Mühle am rauschenden Bach

Hier wohne ich in der Mühlenstraße. Sie hieß früher Mühlenweg. Da stand einmal eine alte Mühle, die abgebrannt ist. Jetzt sehe ich auf eine neue Mühle, die wie ein Hochhaus gebaut ist. Auch diese klappert, was man vor allem nachts hören kann, aber nicht so laut, daß es mich beim Schlafen stört. 

Mühlen mahlen die Körner, die auf Halmen wachsen und reifen. Früher waren die Felder klein. Sie gehörten einzelnen Bauern in den Dörfern. Oberstaufen war auch ein Dorf. Heute ist es ein Kurort. Aber das Getreide ist hier nicht so gut gediehen. Deshalb hat man die Viehwirtschaft eingeführt und sich auf Milchwirtschaft mit der Verarbeitung zu Käse eingestellt.

Zu meinem Elternhaus an der Ruwer gehörte auch ein Kornfeld. Es lag oberhalb der Weinberge auf der Höhe. Als ich noch klein war, hatten wir ein Pferd, das die Ernte ins Tal zog. Ich erinnere mich noch gut daran, daß meine Schwester und ich auf den hoch mit Korngarben beladenen Wagen gesetzt wurden und viel Angst hatten, herunterzufallen. Der Weg war schlecht. Regengüsse hatten ihn beim Ablaufen des Wassers durchfurcht.

In Kinder- und Heimatliedern wird die Arbeit der Bauern nicht so realistisch geschildert, wie sie in Wirklichkeit war. Sie kostete viel Mühe und war sehr ermüdend.

Das Korn wurde in aller Frühe mit der Sense gemäht. Es mußte zusammengebunden werden, was die Frauen machten. Dann stand es zum Trocknen in der Sonne. Schließlich mußte es mit viel Kraft auf den Pferdewagen gehoben werden.

Im Ruwertal angekommen, standen schon welche vor uns an der Dreschmaschine. Dort gab es viel Staub, in dem die Männer stehen mußten, um die Garben nach und nach an ihren Platz zu wuchten. Die Körner wurden von Säcken aufgefangen. Die Säcke wurden zum Müller gebracht. Wenn er, wie in dem Lied besungen, Tag und Nacht gewacht hätte, wäre er bald tot umgefallen. Aber das brauchte er gar nicht. Es gab mehrere Mühlen, auf die sich die Anlieferungen verteilten. Manchmal hatte der Müller gar nicht genug zu tun. Dann setzte er sich mit der Angel ans Wasser, um Fische zu fangen. Das habe ich als Kind an der Karlsmühle gesehen, wenn ich dort zusammen mit meiner Schwester mit seinen fünf Kindern spielte.    

Ohne Kühe, Schweine und Hühner hätte die Mülllersfamilie nicht überleben können, auch nicht ohne Garten und Felder. 

Ute Pesch

Oberstaufen, 3. September 2013


www.utepesch.mimemo.net